Osterlachen – von Heinz Eggert, Staatsminister a. D.

Heinz Eggert, ehemaliger Staatsminister des Innern im Freistaat Sachsen, hat uns eine Osterbotschaft zugesandt, die wir unseren IPA-Freundinnen und -Freunden nicht vorenthalten und ihnen allen als Ostergruß zukommen lassen wollen.
Unser “oberster Polizei-Chef” aus dem Jahre 1990 geht ja bekanntlich immer mit mindestens einem zwinkernden Auge durch den Freistaat und sieht auch als studierter Theologe und Politiker die Welt nicht so verkniffen wie manch anderer seines Standes.

 

Osterlachen

Kirche scheint eine ernste Angelegenheit. Das liegt vielleicht auch ein wenig an ihrem ehrwürdigen Erscheinungsbild.
Aber darf man in dieser Kirche Witze machen und darüber lachen?
Einige finden schon diese Frage respektlos oder lachhaft.
Dabei gab es gerade zu Ostern über fünf Jahrhunderte die Tradition des Osterlachens.
Befreiendes Lachen hat immer einen ernsthaften Grund. Das kennen wir.

So wie die politischen Witze in einer Diktatur ja auch. Denn Diktaturen nehmen sich immer sehr ernst und sind von äußerster Humorlosigkeit geprägt.
In dem man über sie lacht, nimmt man sie nicht mehr so ernst, wie sie es gerne möchten.
Ihr Einfluss sinkt.

Ähnlich der Grundgedanke des Osterlachens.
Denn wenn ich glaube, dass Jesus wirklich auferstanden ist, dann weiß ich: das Leben ist stärker als der Tod, die Freude stärker als das Leid, das Licht stärker als die Finsternis.
Aber wie diese Osterfreude zum Ausdruck bringen und verständlich machen?
So entstand das Osterlachen. Die Gläubigen sollten die Angst vorm Sterben regelrecht weglachen, schließlich hatte Jesus den Tod besiegt. Der Tod hatte sich an ihm „verschluckt“. Wer lacht spürt Lebenslust. Lachen lockert die Muskeln und stimmt das Gemüt empfänglicher.
Nachrichten, die wir mit heiterer Erfahrung verbinden, nehmen wir lieber in unseren Alltag auf.
Ungefähr so dachte man und tat es auch.

So wurden zu Ostern viele Witze von den Kanzeln gemacht. Kostproben:

Warum Jesu denn als erster den Frauen statt den Jüngern erschienen sei? Damit ist es sich wirklich und schneller rumspricht.

Oder: Maria und Josef suchen in Bethlehem ein Quartier. Gastwirt: “Ich habe kein Zimmer frei.” Josef, auf Marias Bauch zeigend: “Sehen Sie nicht, in welchem Zustand sie ist?” Gastwirt unwirsch: “Dafür kann ich doch nichts.” Josef entrüstet: “Ich vielleicht?”

So wurden zu Ostern viele kluge, dumme, frivole oder obszöne Witze von den Kanzeln gemacht.
Die Kirchgemeinde sollte sich vor Lachen biegen.
Und ganz nebenbei konnte der Priester der weltlichen oder kirchlichen Obrigkeit auch noch eins auswischen.

In unseren kulturell ausgeglichenen Zeiten würden wir Juristen fragen lassen:
Beging Jesus als er zu Ostern von den Toten auferstand, eine “Störung der Totenruhe” nach § 168 Absatz 2 Strafgesetzbuch (StGB)?
Oder: Wie ist die Himmelfahrt des Propheten Mohammed luftverkehrsrechtlich zu würdigen?
Wie es auch sei. Zu Ostern sollte man aus der Kirche fröhlicher herauskommen, als man reingeht.
Und wenn man nicht reingeht, sollten wir das Lachen trotzdem nicht verlernen. Der Glaube sagt, es gibt es ein Leben nach dem Tod und unsere Erfahrung weiß, auf alle Fälle gibt es auch ein Leben vor dem Tod.
Bei beiden sollten wir das Lachen nicht ausblenden.

Oder?

Heinz Eggert
Staatsminister a.D
Präsident der Fernseh Akademie
Mitteldeutschland e.V.
Akademy for Television and Broadcasting Central Germany